Samstag, 12. Juni 2010

zweite Woche

So, heute durfte ich meinen ersten Kater in Kolumbien "genießen" und konnte gestern etwas weiter in die Tiefen der Kultur armer Kolulumbianer eindringen. Tausendmal wurde ich davor gewarnt! Niemals von einem Mädel zu einem dir unbekannten Ort führen lassen - nur dass diesmal doch mein Glaube in meine Menschenkenntnis gewonnen hat (oder sowas ähnliches) vor meiner Vorsicht. Im Taxi wurd mir zwar schon etwas mulmig, als der Putz der Häuser für jeden Meter, den wir gefahren sind, mehr abbröckelte, aber meine Neugierde steigerte sich ins unendliche. Endlich angekommen, sah ich eine Art Bar, die gar nicht so mies aussah und promt lernte ich tausende Kolumbianer kennen, die mich mit der Standardfloskel "Holaaaaa - como estas?" begrüßten. Meine Getränkeorder nach nem Johnny Walker wurde halblächeln abgelehnt und schnell wurde ich stattdessen auf die Empfehlung des Hauses verwiesen. Einen Schnaps, den man mit Wasser (Leitungswasser, wie ich gesehen habe) genießt. Leider hab ich den Namen vergessen, aber es war ungefähr mit einem Kräuterschnaps zu vergleichen und dazu den obligatorischen Plastikbecher plus jede Menge Limonen, um sich den Geschmack wegzukauen. Natürlich hab ich erstmal mein Image und Status bewiesen, indem ich versehentlich auf die Damentoilette gegangen bin, die doch ganz selbstverständlich mit einem großen "FEAS" ( plural von häßlich) gekennzeichnet war, ich nahm einfach mal an, dass ich richtig sein würde.
Anschließend hab ich souverän und ohne mit der Wimper zu zucken die 45kg Mädchen unter den Tisch gesoffen!
Tanzen in Kolumbien ist so eine Sache. Was ich bisher beobachten konnte, geht es darum sein Becken zielgerichtet mit dem Becken seines Gegenübers in rhytmischen kreisenden Bewegungen zur Musik zu bewegen und dabei den Körperkontakt ins Unendliche zu steigern. Irgendwann verschwimmen so ein wenig die Grenzen von Freudeskreis zu Freundeskreis und ich hatte keine Ahnung mehr, wer zu wem gehört. Zum Glück ist das hier nicht alzu schlimm, da es kein deutsches "Verpiss dich" auf ein "Hola, como estas?" gibt und jede positive Reaktion von mir, mit einer ebenso positiven belohnt wurde.
Ich nahm so einen kleinen Emotionswandel war, wenn ich in Kolumbien weg war. Irgendwie ist die Stimmung sehr mitreißend und schwankt sehr häufig zwischen vollkommen romantisch, traurig und voller Euphorie. Ich glaube, dass die Musik, die ich im Übrigen gar nicht mehr so abscheulich finde, viel dazu beiträgt.

Natürlich war ich nicht nur saufen, sondern hab mir auch weiter die Stadt angeschaut. Der Plaza Botero ist mit etlichen lustigen Skulpturen des Künstlers Boltero gezierrt und befindet sich direkt im Zentrum. Insgesammt ist die Stimmung dort eher feindlich. Bettelnde Kinder, die mit einem "Tengo hambre" und schmutzig angemaltem Gesicht auf Mitleid kalkulieren, sowie tausende Verkäufer von fotos, Zigaretten, Kaugummis und Kleiderbügeln.
Mein Taxifahrer empfahl mir sehr vorsichtig zu sein, und mich nicht lange hier aufzuhalten. Da ich mir in letzter Zeit gerne meine Tage mit vielen Kontrasten bereichere, ging ich mit meiner Begleitung anschließend in den Zoo. Ein sehr idyllischer Ort, unter der Woche relativ leer. Die Tiere (oder deren Vorfahren) waren ursprünglich die Haustiere von Pablo Escobar und klugerweise hat man, nachdem er abgeknallt wurde, einen Zoo gebaut, um den Tierchen ein Zuhause zu bieten. Etliche Raubkatzen und andere exotische Tiere lagen faul in ihren Freilandgehegen herum und schauten uns an. Sehr lustig ist auch der große Tiermix. So sind Schildkröten, Echsen und Riesenvögel im gleichen Gehege. Der Königslöwe kriegt jeden Tag nach dem Aufstehen die Zunge vom Biber herausgestreckt, der kurzerhand im Käfig direkt daneben, nur durch einen Drahtzaun sein zuhause hat. Die Wärter sind absolut furchtlos und reinigen auch gerne direkt vor den Augen des Krokodils das Gehege. So in etwa stell ich mir Hausputz bei meiner Großmutter vor.

Der botanische Garten Medellins ist eine riesige Parkanlage bestehend aus tausenden Blumen, Bäumen, einem Ententeich und jeder Menge Harmonie. Überall sieht man faule Studenten Siesta im Park halten oder Familien, die mal kurz dem Alltag entflüchten wollen. Gerade als ich da war, war eine Modeshow direkt in der Anlage veranstaltet worden. Leider war der Bereich abgesperrt und die Kolumbianischen Models konnte man nur aus der Ferne sehen. Sofort musste ich an meinen Löwen und den Biber denken.

Aber nun genug geschwärmt, jetzt wird mal gemeckerkt, Sachen, die mir eindeutig auf den Sack gehen:

-Restaurants hängen keine Speisekarten aus
-Alleine Essengehen ist in Kolumbien ätzend, weil ich immer auf eine Band, die bevorzugt Liebeslieder spielt, stoße
-Wohnungssuche ist ätzend. Kein Immobilienscout, nur Zeitung
-niemand spricht Englisch
-kein Amazon und Co. Bestellt man hier etwas, sucht man über mercadolibre nach einem passenden Händler, setzt sich mit ihm in Verbindung und macht einen Termin zur Bezahlung und Produktübergabe aus, natürlich ist jegliche Elektronik sau teuer und man hat kaum Angebot. Wenn man genau dieses eine Produkt sucht, hat man hier schlechte Karten
-niemand ist pünktlich, Faustregel ist immer ne halbe Stunde zu spät kommen und sich nach 10 Min Wartezeit temperamentvoll und ausfallend über das Zuspätkommen per Telefon zu mokieren, um anschließend wenigstens ein "Perdona, hay mucho traffico" zu ernten

Insgesammt war es eine erfolgreiche zweite Woche und so langsam gewinne ich in dieser Stadt an Selbstsicherheit.

2 Kommentare:

  1. Und wie ging die Geschichte mit der Begleitung weiter...? Können die Mädels nur saufen oder haben sie auch weitere Qualitäten...:-) Wir wollen Fotos, Details, etc...

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  2. Klingt cool, was du bis jetzt alles so erlebt hast. Bekommt man gleich Lust auch wieder um die Welt zu reisen...also im August schau ich mal vorbei...hehe.

    hasta luego1

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