Montag, 26. Juli 2010

Lebensunterhaltungskosten Medellin

Da ich immer wieder gefragt werde, mit wieviel Geld man hier "glücklich" ist, ein kleiner Beitrag dazu:

Das Minimumgehalt eines Angestellten in Medellin beträgt 300$ und ist Standard bei einfachen Angestellten. Ein guter Jurist kriegt circa 1200$ Einstiegsgehalt und ein erfahrener Arzt verdient 1000-2000$ im Krankenhaus. Ein gut geführter Betrieb wirft jedoch eine viel höhere Rendite/einen viel höheren Gewinn ab, als in den Wirtschaftsländern. Daher gibt es auch hier viele reiche Leute.

Hier mal eine kleine Preisauflistung:

Taxis, ~50cent/km
Bier in billiger Bar: 60 Cent
Bier in teurem Restaurant: 2€
Milchkaffee in billigem Cafe, 45 Cent
Milchkaffee in teurem Restaurant: 1,5€
Filetsteak in Nobelrestaurant: 11€
Filetsteak in günstigem Restaurant: 5€
Mittagsmenü (Getränk, Suppe, Hauptgericht) zwischen 3 und 5€
Clubeintritte zwischen 2 und 15€ bei größeren Ereignissen
Wohnung, 5€ bis unendlich. Penthouses sind sehr günstig, einfachere Apartments in bester Gegend rel. teuer.
Techniksachen: circa so viel wie in Deutschland, seidenn man käuft in der oberen Preiskategorie. Es gibt beispielsweise keinen Markt für 24" Monitore, daher ist ein 24" Monitor entweder gar nicht zu bekommen oder sehr teuer.
Kinoeintritt: zwischen 3 und 6,50€ (für 3d Vorstellungen)
Pizza Lieferservice: 4,50€ bei schlechterer Qualität als in DE
Kellogs müsli zwischen 3 und 5€ die Packung
Glas Nutella: 5€
Flasche Wein günstig: 13€


In vielerlei Hinsicht muss man sich ein wenig umstellen. Importprodukte sind ziemlich teuer. Meine bisherige Strategie ist es, das teuerste lokale Produkt zu kaufen, da es idR. immernoch einiges billiger als das billigste Importprodukt ist. Bei Zahnpasta, Shampoo, Rasierklingen etc. kauf ich natürlich nach wie vor die gleichen Produkte, muss aber circa 50% mehr bezahlen.

Wasser und Strom sind vom "Estrato" abhängig. Jedem Gebiet der Stadt wird je nach Finanzlage der Bewohner eine Nummer von 1-6 zugeteilt. Bewohner von Estrato Nummer 1 Gegenden zahlen am wenigsten, Bewohner Nummer 6 am meisten. Tendenziell sind Estrato 6 Gegenden die sichereren, schöneren und teureren Gegenden. Heizen/klimatisieren ist nicht nötig, und so sind die Apartments auch nicht ausgestattet.

Steuern müssen Angestellte nicht bezahlen. Der Staat finanziert sich hauptsächlich durch Mehrwertsteuer und Importzölle.

Man kann in Kolumbien sicherlich wesentlich(!) besser mit einem Gehalt zwischen 200 und 800€ leben. Will man jedoch mehr ausgeben bzw. ist man einen höheren Lebensstandard gewöhnt, ändert sich dieses Verhältnis sehr schnell. Man muss sich das so vorstellen: Die breite Masse käuft einlagiges Klopapier, daher ist einlagiges sehr günstig. Will man jedoch 4-lagiges, sticht man aus der Masse heraus, ist eine Minderheit, und so muss man ein exportiertes teures erwerben. Für lokale Anbieter lohnt es sich nicht für die paar Leute hochwertige Ware zu produzieren. So verhält es sich mit nahezu allen Dingen, von Müslis, Apartments, Autos, etc.

In den Supermärkten findet man lokalen und aus den USA importieren Orangensaft. Trotz der hohen Importzölle ist der amerikanische Orangensaft konkurrenzfähig. Der Bauer hier verdient zwar nichts, muss aber mehr Geld für Traktoren, genmanipuliertes Saatgut etc. ausgeben und gleichzeitig sind die Zinsen für Kredite doppelt so hoch. Frischgepresster naturbelassener Orangensaft kostet jedoch nur circa 1€ pro halben Liter und stammt natürlich aus Kolumbien :-)

Der Traum vom Auswandern und im Schlaraffenland leben, stellt sich also als RTL2-Mythos heraus...

3 Kommentare:

  1. Vorurteile wollen gepflegt werden:
    1. Fehlt in der Aufstellung von Artikeln des Grundbedarfs nicht eine Handfeuerwaffe zur Selbstverteidigung?
    2. Wenn ja, was kostet etwas Vernünftiges (also mind. Kaliber .38) in $?
    3. Ist Importware da auch teurer...?

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  2. Man hat ja schon lange nichts mehr von Ulf gelesen. Vielleicht kam dein Ratschlag schon zu spät?

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  3. Hey Ulf,

    Habe mir ja schon ewig mal vorgenommen, auf deinen Blog zu schauen, nachdem ich von deinem ganzen Umzug gehört habe.

    Der letzte ist Post ist nun schon ein halbes Jahr alt, wurscht, ich hinterlass trotzdem mal einen Kommentar. Hoffe dir gehts immer noch gut in Kolumbien und meld dich doch mal per Mail, wenn du Lust hast. :)

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